Annotation |
Wien-Margareten im Sumpf des Verbrechens. (DR) In ihrem neuesten Buch "Schön tot", einem "Wien-Krimi" laut Untertitel, bietet die bekannte Wiener Psychoanalytikerin und freie Schriftstellerin Edith Kneifl kurzweilige Krimiunterhaltung mit einer Überdosis Lokalkolorit ohne literarischen Tiefgang. Es herrscht Mordalarm in Wien-Margareten: Ein brutaler Serienmörder treibt sein Unwesen, wobei er es vorrangig auf junge hübsche Frauen osteuropäischer Herkunft abgesehen hat. Die chaotische Kellnerin und Historikerin Katharina Kafka gerät durch Zufall mitten in das Mordgeschehen und beginnt, tatkräftig unterstützt von dem ausgeflippten Transvestiten Orlando den Kriminalfall aufzuklären. Wenn auch die Tatmotive und die Hergänge wenig glaubwürdig erscheinen und fiktive, reichlich überzeichnete Figuren mit realen Personen der Wiener Politikerszene kontrastieren, unterhält Kneifls Krimi ungemein und offeriert kurzweiliges Lesevergnügen. Erwartet man allerdings einen spannenden Psychothriller wie im Umschlagtext angekündigt, wird man enttäuscht sein. Es überwiegen lokalhistorische Schilderungen von Kneifls Lieblingsbezirk, zeitpolitische Seitenhiebe auf die Wiener Adabei-Gesellschaft und ein Credo auf die Multi-Kulti-Szene im 5. Gemeindebezirk. Allzu gegenwärtig erscheint auch die Person des Schlossquadrat-Gründers und Betreibers Stefan Gergely, die wie eine Art Phantom durch den gesamten Kriminalroman geistert. Fazit: Leichte, unterhaltsame Krimikost garniert mit einem Übermaß an Wiener Lokalkolorit. *bn* Barbara Tumfart |